Reizangeltraining nach Fichtlmeier

Februar 25, 2022

Reizangeltraining nach Fichtlmeier

Schon seit Jahrzehnten wird in der Jagdhundeausbildung die Reizangel eingesetzt, um bei Jagdhundwelpen Motivation zum Nachhetzen und Zupacken zu wecken und speziell bei Vorstehhunden das Vorstehverhalten auszulösen und zu festigen. Im Bereich Familienhund wusste damals fast niemand, was eine Reizangel ist und wozu sie dienen könnte.

Als ich 2003 in meiner DVD „Der Weg des Vertrauens – Grundlagen“ in der Dokumentation über den Werdegang meiner Weimaraner Hündin Emma auch das Thema Reizangel behandelte, fand dieses Thema großen Zuspruch in der Familienhundeszene. Heute wird die Reizangel in vielen Bereichen angewendet und man findet mittlerweile in den sozialen Medien unzählige Anleitungen und Videos, wie man die Reizangel beim Spielen, Auspowern, als Beschäftigung, als Auslastung oder für ein Antijagdtraining anwenden kann. Das Training ist ein Geschäftsmodell geworden und Reizangeln gibt es in den verschiedensten Ausführungen in Tiershops zu erwerben.

Selbstbelohnend und ohne Zusammenspiel

Doch Vorsicht! Eine Reizangel sollte auf keinen Fall dazu dienen, dem Hund auf bequeme Art und Weise Bewegung zu verschaffen. Das Verfolgen und Hetzen eines Objektes immer im Kreis herum belastet den Hund körperlich sehr stark und lässt ihn auf Dauer „verblöden“! Deshalb sollte man eine Reizangel auf keinen Fall zu einem sich stetig wiederholenden „Hetzspiel“ verwenden, wie es heute leider immer noch von Hundetrainern empfohlen wird.

Häufiges Hinter-der-Beute-Herjagen ist stark selbstbelohnend und fördert unkontrolliertes und ungesteuertes Hetzverhalten. Dabei ist es unerheblich, ob der Hund nur hinterherhetzt, oder ob er zwischendurch auch mal gestoppt wird, denn das Stoppsignal kann parallel eine Erwartungshaltung in Richtung Hetzen auslösen. Der selbstbelohnende Aspekt beim Hetzen erhöht in jedem Fall die Gefahr, dass der Hund beim Anblick von sich bewegenden Objekten (Katze, Wildtiere, Hunde, Kinder, Jogger, Radfahrer, Autos etc.) in höchste Erregung gerät und kein Zugriff, also Verhaltensabbruch mehr möglich ist.

Kontrollierend und mit Zusammenspiel

Bei der Anwendung einer Reizangel sollte das Zusammenspiel zwischen Hund und Mensch und die Kontrollierbarkeit des Hundes und nicht das Hinterherhetzen als Auslastung im Vordergrund stehen. Ein Hund kann lernen, sich emotional und körperlich zu beherrschen. Er wird dadurch für den Menschen steuerbarer. Durch ein Sich-selbst-Beherrschen und sich auf ein Zusammenspiel mit seinem Menschen einlassen, wird der Hund den Erfolg, der Beute habhaft zu werden, durch das Zusammenspiel schnell auf seinen Menschen beziehen.

So kann das Reizangeltraining eine wertvolle Hilfe sein. Es hilft, eine klare Botschaft mittels Hör- und Sichtzeichen zu vermitteln, Zusammenspiel über Verhaltenskoppelung aufzubauen, bei einem Vorstehhund die Veranlagung zum Vorstehen zu festigen, Impulskontrolle und Steadiness bei Reizlagen, Verhaltensabbruch und Gehorsam bei Bewegungsreizen zu stärken.

In meinem Youtube-Video (youtube.com/watch?v=FrJGVS7yJPs) zeige ich euch einige Beispiele, wie ich mit der Reizangel arbeite.

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Herzlich Gila + Anton

JUTE/BW-DUMMY AM SEIL

DER BRAUCHBARE JAGDHUND IM FELD

HASENZOPF, SEHR LEICHT





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